09.12.2020
Michele Dunkelmann

5 Jahre Pariser Klimaabkommen - Wo stehen wir heute?

Vor fünf Jahren, am 12. Dezember 2015, wurde das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet - ein Meilenstein der globalen Klimapolitik. 195 Staaten einigten sich darauf, die globale Erwärmung zu begrenzen - möglichst auf deutlich unter 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Doch wo stehen wir heute? Sind wir auf dem richtigen Weg? Das sagen unsere Expert*innen.

Foto von Georg Teutsch
Foto von Georg Teutsch
Georg Teusch
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Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

„Das Abkommen war ein politischer Meilenstein für das weltweite Bemühen um eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad. Aber auch wenn es uns gelingt diese Zielmarke, oder noch besser die von 1,5 Grad, zu erreichen, werden erhebliche Anpassungsmaßnahmen in vielen Regionen dieser Welt notwendig sein deren Einwohner ansonsten keine Zukunft mehr haben. Ungeachtet dieser Bedrohung ist es völlig unverantwortlich, dass immer noch viele, auch wohlhabende Nationen sich nicht ernsthaft bemühen, die Vereinbarungen des Pariser Abkommens einzuhalten.“

Prof. Dr. Georg Teutsch
Gesamtkoordinator der Helmholtz-Klima-Initiative, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung - UFZ

„Das Abkommen von Paris ist ein bedeutender Schritt für die internationale Klimapolitik und ein Wendepunkt in der globalen Zusammenarbeit. Die national festgelegten Beiträge zu Verringerung des Klimawandels reichen jedoch noch nicht aus, um das Abkommen zu erfüllen. Zudem müssen auf die Zusagen der Staaten jetzt auch konkrete Handlungen folgen. Es ist wichtig, die Verantwortung wahrzunehmen, die wir für kommende Generationen und innerhalb der Staatengemeinschaft haben.“

Prof. Dr. Daniela Jacob
Wissenschaftliche Leiterin des Bereichs Mitigation der Helmholtz-Klima-Initiative, Direktorin des Climate Service Center Germany (GERICS)
Foto von Daniela Jacob
Foto von Daniela Jacob
Daniela Jacob
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Climate Service Center
Foto von Mojib Latif
Foto von Mojib Latif
Mojib Latif
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Jan Steffen, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung

„Das Abkommen war ein wichtiges politisches Signal, dass die Länder gemeinsam gegen den Klimawandel vorgehen wollen. Allerdings hat es bisher nicht das gehalten, was man von ihm erwartet hatte. Die Klimaschutzanstrengungen, insbesondere der Industrieländer und Chinas, reichen nicht aus, um auch nur annähernd die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten.

Die letzten 5 Jahre waren für den weltweiten Klimaschutz verlorene Jahre: Die USA sind aus dem Abkommen ausgestiegen und die Treibhausgasemissionen vor Corona weiter gestiegen. Die Länder müssen sich in den kommenden 5 Jahren endlich ihrer Verantwortung stellen und die Emissionen von Treibhausgasen deutlich senken, um gegen Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen. Sonst kann man eine Klimakatastrophe kaum noch verhindern.“

Prof. Dr. Mojib Latif
Leiter der Forschungseinheit Maritime Meteorologie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) und Vorstand des Deutschen Klima
Konsortiums

„Das Pariser Abkommen stützt sich ganz auf die Einsicht aus den Arbeiten unserer Arbeitsgruppe des Weltklimarates (IPCC), dass die Auswirkungen des Klimawandels bereits bei moderat erscheinender Erwärmung massiv sind. Das Klimaziel wurde daher vom bisher angedachten 2°C Ziel noch einmal verschärft auf möglichst 1.5°C. Diese Zielsetzung hat sich in unserem Bericht zu den Auswirkungen einer globalen Erwärmung um 1.5°C eindrucksvoll bestätigt; einige Risikoschwellen müssen nunmehr niedriger angesetzt werden als noch zu Zeiten des Pariser Abkommens. Die eingerichteten Kontrollmechanismen erhöhen die Chance, dieses Ziel zu erreichen.“

Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner
Leiter des Departments Biowissenschaften und Integrative Ökophysiologie am Alfred-Wegener-Institut und  Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II
Foto von Hans-Otto Pörtner
Foto von Hans-Otto Pörtner
Hans-Otto Pörtner
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Kerstin Rohlfes, AWI
Porträt Andreas Huth
Porträt Andreas Huth
Andreas Huth vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
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S. Wiedling

„Der Beschluss des Klimaabkommens war sehr wichtig und hat die Diskussion zur Dringlichkeit von Maßnahmen erheblich befördert. In den letzten 5 Jahren ging es recht langsam voran, dies wird sich in den nächsten Jahren deutlich beschleunigen. Dass sich nun auch Länder wie China beteiligen wollen, ist ein großer Fortschritt. Auch immer mehr Firmen bekennen sich zum Ziel der Klimaneutralität. Wir sind heute auf dem richtigen Weg, aber es gibt noch viel zu tun.“

Prof. Dr. Andreas Huth
Stellvertretender Departmentleiter Ökologische Systemanalyse am
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

Das Pariser Abkommen ist und bleibt ein Meilenstein der globalen Klimaverhandlungen. Seit 5 Jahren ist klar, wir müssen handeln! Seit 5 Jahren steigen die globalen Emissionen Jahr für Jahr weiter an. In den nächsten 5 Jahren müssen unsere Bemühungen endlich das wiederspiegeln, was damals versprochen wurde: Globaler, fairer und nachhaltiger Klimaschutz.”

Dr. Nadine Mengis
Wissenschaftlerin im Bereich Marine Biogechemie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR)
Foto von Nadine Menges
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Nadine Mengis vom GEOMAR
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GEOMAR
Foto von Dominik Heß
Foto von Dominik Heß
Dominik Heß vom Karlsruher Institut für Technologie
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Dominik Heß

Das Pariser Abkommen war und ist ein entscheidendes Statement zur Anerkennung des menschengemachten Klimawandels sowie der internationalen Bereitschaft, diesen aufzuhalten. Allerdings genügt der bisherige Fortschritt kaum, um die vereinbarten Ziele rechtzeitig zu erreichen. Die politischen Aktionen müssen gerade im Hinblick auf die globale Zusammenarbeit deutlich an Schlagkraft gewinnen.”

Dominik Heß
Wissenschaftler am Institut für Mikroverfahrenstechnik am Karlsruher Institut für Technologie
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