Erdüberlastungstag: Drei Hebel, um nicht mehr auf Pump zu leben


Wir verbrauchen mehr, als die Erde verkraftet, das zeigt der Erdüberlastungstag eindrücklich. Doch wir können das ändern: Mit einem Wandel beim Konsum, dem Bevölkerungswachstum und beim Ressourcenverbrauch, schreibt Katrin Böhning-Gaese, Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und Professorin für Biodiversität im Anthropozän an der Universität Leipzig.
Am 24. Juli war Erdüberlastungstag. An diesem Tag hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann. Von nun an leben wir ökologisch gesehen auf Pump – zulasten der Natur und kommender Generationen. Leider rutscht der Tag immer weiter nach vorn. Im Jahr 1971 war es noch der 25. Dezember, 1990 der 18. Oktober, 2010 der 8. August, dieses Jahr war es der 24. Juli. Ein Fondsmanager wäre höchst alarmiert: Bis zum 24. Juli konnten wir Erträge ernten, von da an und für den Rest des Jahres brauchen wir das Kapital auf.
Berechnet wird der Erdüberlastungstag vom GlobalFootprintNetwork. Die Methoden beruhen auf Flächenbasis – sprich wie viel Fläche es für die Produktion der benötigten Ressourcen und für die Entsorgung nach ihrer Nutzung braucht – und im Wesentlichen auf dem Kohlenstoffkreislauf. Sie berücksichtigen, wie produktiv unterschiedliche Landflächen sind und wie viel CO2 sie speichern. Wissenschaftlich kann man an den Details der Methodikeiniges kritisieren – es stecken viele Annahmen darin. Vor allem aber lässt sie andere Dimensionen des Erdsystems wie Biodiversität oder Wasserkreislauf außer Acht.
Bewässerung zum Beispiel erhöht die Produktivität der Erde und würde die Erdüberlastung rechnerisch vermindern. Gleichzeitig zerstört man dadurch Feuchtgebiete mit oft einzigartiger Biodiversität, die Dürren und Überschwemmungen abpuffern können. Auch werden durch Bewässerung häufig Grundwasservorräte übernutzt und regionale Wasserkreisläufe langfristig gestört. Trotz der wissenschaftlichen Grenzen des so gemessenen ökologischen Fußabdrucks hat der Erdüberlastungstag dennoch Relevanz: Er ist ein starkes Warnsignal.
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