Alleine im Eis - Neun Frauen schreiben Forschungsgeschichte
Bis ins 20. Jahrhundert wurden Forschungsreisen in die Antarktis oder Arktis weitestgehend von Männern unternommen. Frauen konnten vielmehr als Begleitung ihrer Männer oder Partner dabei sein. Das änderte sich nur langsam. Als neun Frauen im Jahr 1990 als reine Frauen-Expedition in der Antarktis überwinterten, schrieben sie Forschungsgeschichte.
Vier Wissenschaftlerinnen, zwei Ingenieurinnen, eine Köchin, eine Funkerin und eine Ärztin hatten sich für die Expedition in der Georg-von-Neumayer-Station zusammengefunden. Die Station war die erste Überwinterungsstation der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland in der Antarktis und wurde vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), 1980/81 in Betrieb genommen. Man sprach damals von einem „neuen Kapitel in der Geschichte der Polarforschung“, von einem „weiblichen Einbruch in die Männerwelt der Antarktisüberwinterer“. Jede dieser Frauen war inhaltlich bestens für die Aufgabe qualifiziert, dennoch zweifelten einige ihrer männlichen Kollegen daran. Die Forschungsreise wurde jedoch ein Erfolg. Seitdem sind sowohl Männer als auch Frauen bei fast allen Polarforschungsreisen beteiligt.
Eine Wende im Eis
Eine besondere Rolle wurde den neun Frauen während ihrer Antarktis-Expedition zuteil. Sie erlebten eine „Wende im Eis“ und waren ein wichtiger Anlaufpunkt für alle Gedanken und Fragen der Kollegen der ostdeutschen Georg-Forster-Station, die als reine Männermannschaft zeitgleich in der Antarktis überwinterte. Viele hundert Kilometer trennten beide Stationen voneinander. Über Funk tauschten sich die Frauen aus dem Westen und die Männer aus dem Osten aus und gingen so gemeinsam durch eine besondere Zeit. Was beide Teams über diese Zeit – die Zeit der Wende – berichten, ist in einer Doku zu sehen.