Wie die Finanzierung der Pariser Klimaziele gelingen könnte


Es ist der ewige Streit ums Geld. Wie viel Geld geben die entwickelten Staaten, um die Pariser Klimaziele zu finanzieren? Der UFZ-Klimaökonom Reimund Schwarze hat mit dem Wissenschaftsredakteur Ralf Röchert (Alfred-Wegener-Institut AWI) analysiert, wie sich die globalen Klimafinanzströme verteilen. Sie plädieren für einen Systemwechsel in der Finanzierungsfrage.
Der Klimawandel ist eine Aufgabe, die die Weltgemeinschaft nur gemeinsam lösen kann. Aber nicht alle Staaten sind für den Klimawandel gleichermaßen verantwortlich und nicht alle haben die gleichen Möglichkeiten, die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern. Mit der Formel der „Common but Differentiated Responsibility“ (CBDR) legte die Weltgemeinschaft 1992 in der Klimarahmenkonvention fest, dass die Industrieländer eine besondere Verantwortung für den Klimawandel tragen und sie die Entwicklungsländer bei Klimaschutz und Klimaanpassung unterstützen müssen. Im Pariser Klimaabkommen 2015 einigte sich die Staatengemeinschaft darauf, das CBDR-Prinzip „im Lichte nationaler Umstände“ zu deuten. Damit wurde anerkannt, dass die Verantwortung einzelner Staaten nicht festgeschrieben ist, sondern dass sich die Fähigkeiten und die aktuelle Situation eines Landes dynamisch ändern können.
Wie eine solche Finanzierungsformel für die internationale Klimafinanzierung ab dem Jahr 2026 aussehen könnte, hat der UFZ-Klimaökonom Prof. Dr. Reimund Schwarze analysiert. Er ist seit vielen Jahren als Beobachter bei den UN-Klimakonferenzen und hat für die UN-Klimakonferenz (COP 29) im vorigen Jahr in Baku mit dem Wissenschaftsredakteur Ralf Röchert (Alfred-Wegener-Institut (AWI)) in einem Positionspapier für das Deutsche Klima-Konsortium dargelegt, wie sich die globalen Klimafinanzströme verteilen und wie viel Geld künftig für die internationale Klimafinanzierung bereitgestellt werden sollte. Demnach zeigen Bedarfsprognosen, dass sich die jährlichen Unterstützungsleistungen für Entwicklungsländer in den kommenden fünf Jahren mindestens verzehnfachen müssten, will die Weltgemeinschaft auf dem bisherigen Pfad ihrer Ziele für Klimaschutz und Klimaanpassung bleiben. Dazu könnten noch Hilfszahlungen für Schäden und Verluste für jene Staaten kommen, die vom Klimawandel besonders betroffen seien.
Notwendig für die globale Klimafinanzierung ist deswegen ein Systemwechsel, das „New Collective Quantified Goal on Climate Finance“ (NCQG). Dieses neue Finanzierungsziel sollte entlang tatsächlicher, transparent nachvollziehbarer Bedarfe aufseiten der Empfängerländer formuliert und regelmäßig aktualisiert werden. Bisher wurden die Finanzierungsziele im Wesentlichen entlang der Zahlungsbereitschaft der Geberländer verhandelt.
Expertise

Reimund Schwarze
Auf der COP 29 hatten sich die entwickelten Länder lediglich dazu verpflichtet, mindestens 300 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2035 für die Entwicklungsländer bereitzustellen. Zudem wurde der „Baku-Belém-Prozess“ initiiert mit dem Ziel, bis zum Jahr 2035 1,3 Billionen US-Dollar pro Jahr aus allen öffentlichen und privaten Quellen zu mobilisieren. Aus Sicht des UFZ-Klimaökonoms ist das zu vage, er fordert einen Quantensprung in der Finanzierung von Milliarden auf Billionen US-Dollar pro Jahr. Nur so bleibe man in Reichweite des 1,5-Grad-Ziels, bei dem die Erderwärmung noch beherrschbar sei.